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Nagelsuppe?
Es begab sich, dass ein Wanderbursche ein Nachtlager suchte. In der Dunkelheit sah er ein Licht und erreichte einen Bauernhof. Auf sein Klopfen öffnete eine schrullige Alte. Er bat sie um Essen und ein Nachtlager. In der Küche sei wohl noch schimmliges Brot und schlafen könne er im Stall, lautete die barsche Antwort. Er dankte und wurde in die Küche geführt. Er wusste sofort, dass der Geiz der Alten aus allen Knopflöchern lugte. Angesichts des trockenen Brotes lud er die Frau zum Essen ein und bat sie, einen Topf Wasser auf dem Herd zum Kochen zu bringen. Sie betrachtete misstrauisch seinen schmalen Rucksack, doch ihre Augen funkelten gierig. Wie sollte er wohl ordentliches Essen auf den Tisch bringen? Als das Wasser kochte, verkündete der Wanderbursche, er koche eine Nagelsuppe!. Er brachte einen großen blanken Schiffsnagel zum Vorschein und warf ihn in den Topf. Er rührte mit dem Löffel und sie mit den Augen.
„ Es wird eine dünne Suppe werden, ich habe den Nagel schon oft benutzt, aber ein Löffelchen Mehl würde helfen, dass der Nagel nicht so auf dem Topfboden schabt.“ Die Alte brubbelte etwas von Büchse und wohl noch der Boden bedeckt und brachte ein Schälchen Mehl herbei….Er rührte das Mehl mit dem Löffel ein und sie rührte mit den Augen.
„Wir würden natürlich wie die Fürsten speisen, hätten wir noch ein wenig Wurzelwerk und sei es nur ein Rest. „Warum sollten wir nicht wie die Fürsten speisen?“ flüsterte die Alte und verschwand im Garten. Zurück kam sie mit einem Körbchen mit Karotten, Rübchen, Sellerie, Lauch und Kräutern. Als alles im Topf war, rührte er mit dem Löffel und sie mit den Augen. Zarter Duft durchzog die Küche.
„Es wäre auch möglich, wie ein König zu speisen, allerdings wären da wohl noch Eier und Speck von Nöten, ein wenig Pfeffer und Salz sowieso….
„Wäre doch gelacht, wenn wir nicht wie die Könige speisen würden….keifte die Alte und schlurfte in den Stall, um die Eier zu holen, ein Scheibchen Speck war auch dabei. Wie von Geisterhand erschienen Salz – und Pfeffermühle. All das verschwand in der Suppe und er rührte mit dem Löffel und sie mit den Augen.
„Wie der Kaiser können wir leider nicht speisen, das können wir uns nicht leisten, sprach der Wanderbursche listig. „Warum nicht? “ schrie die Alte hungrig. Na, der Suppe würde etwas Fleisch nicht schaden.
Flugs holte die Alte zwei herrliche Mettwürste aus der Räucherkammer und senkte sie in den Suppentopf. Er rührte mit dem Löffel und sie mit den Augen.
Plötzlich war der Tisch gedeckt, es gab frisches Brot zur Suppe und man unterhielt sich den ganzen Abend. Niemals, beschwor die Alte, hätte sie so gut geschmaust.
Zur Nacht führte die Alte den Wanderburschen in die Kammer mit einem frisch bezogenen Bett.
Am nächsten Morgen, als der Wanderbursche nach einem guten Frühstück aufbrach, schenkte er der Alten den Nagel. Sie konnte ihr Glück nicht fassen und musste sich setzen.
Der Wanderbursche sagte: „ Bedenkt immer, die Suppe wird um so schmackhafter je mehr ihr gute Zutaten hinein gebt und sie schmeckt besser, wenn man sie in Gemeinschaft genießt.